Alfa Romeo GTA gewinnt „Motor Klassik Award“
- Oldtimer-Magazin zeichnet GTA-Variante der Alfa Romeo Giulia als Sieger in der Kategorie „Italienische Klassiker“ aus*.
- Leichtmetall-Coupé diente als Basismodell für einen der erfolgreichsten Tourenwagen der 1960er Jahre.
- Alfa Romeo gehört regelmäßig zu den Gewinnern bei der Leser-Umfrage von Motor Klassik.
Beinahe genau 60 Jahre nach seinem ersten Erfolg auf der Rennstrecke feiert der Alfa Romeo GTA einen weiteren Sieg: Das ikonische Coupé, das im April 1965 bei den „1000 Kilometer von Monza“ als Erster die Ziellinie kreuzte, zählt zu den Gewinnern der „Motor Klassik Awards 2025“. Die Leserinnen und Leser des großen Oldtimer-Magazins wählten den Alfa Romeo GTA zu ihrem Favoriten in der Wettbewerbskategorie „Italienische Klassiker“.
Der vor allem aufgrund seiner Leichtmetallkarosserie legendäre GTA erhielt 37,6 Prozent der Stimmen und führt damit die Serie der Erfolge von Alfa Romeo beim „Motor Klassik Award“ fort. Zuletzt erhielt 2023 der Alfa Romeo GTV6 aus den 1980er Jahren die begehrte Auszeichnung.
„Alfa Romeo genießt bei den deutschen Fans klassischer Automobile einen hohen Stellenwert. Das zeigt der erneute Sieg bei den ‚Motor Klassik Awards‘ sehr deutlich. Ich bin sehr stolz auf diese Auszeichnung, die eines der ikonischsten Modelle unserer Geschichte ehrt. Heute führen wir die Tradition des Alfa Romeo GTA fort. Auch im 115. Jahr des Bestehens bietet unsere Marke innovative Fahrzeugmodelle, die begeistern, allen voran den neuen Alfa Romeo Junior.“
Der 1965 präsentierte Alfa Romeo GTA basierte auf der Coupé-Version der Giulia. Allerdings wurde die Karosserie statt aus Stahlblech nahezu komplett aus Leichtmetall gefertigt. Der als Basisfahrzeug für den Einsatz im Motorsport konzipierte Zweitürer wog so nur 745 Kilogramm. Auch der Motor des Alfa Romeo GTA, ein 1,6-Liter-Vierzylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen und zwei Zündkerzen pro Zylinder, gehört zu den wegweisenden Triebwerken dieser Ära. Motor Klassik erscheint seit 1984. An der 2025er Ausgabe des jährlich durchgeführten Wettbewerbs „Motor Klassik Award“ beteiligten sich mehr als 17.000 Leserinnen und Leser. Sie gaben ihre Stimmen in 20 Kategorien ab. Bei den „Italienischen Klassikern“ setzte sich der Alfa Romeo GTA gegen Mitbewerber unter anderem der Marken Ferrari, Maserati und Lamborghini durch.
Alfa Romeo GTA – legendärer Leichtbau
In den 1960er Jahren orientiert sich Alfa Romeo im Motorsport neu. Nach zwei gewonnenen Formel-1-Weltmeisterschaften – 1950 durch Giuseppe „Nino" Farina, 1951 durch Juan Manuel Fangio – sind nun auf Serienfahrzeugen basierende Tourenwagen das wichtigste Betätigungsfeld und ein großer Publikumsmagnet. Die Langstreckenrennen auf dem Nürburgring, in Monza, Brands Hatch oder Zandvoort locken Hunderttausende von Fans an. Autodelta, die Motorsportabteilung von Alfa Romeo, plant den ganz großen Coup: eine extrem erleichterte Variante der Giulia Sprint GT. Um das Gewicht des Coupés zu senken, greifen die Techniker tief in die Karosseriestruktur ein. Für die Außenhaut verwenden sie statt Stahl das viel leichtere Peraluman, eine Aluminium-Magnesium-Zink-Mangan-Legierung. Türen und Motorhaube sowie alle nicht tragenden Teile der Karosserie werden aus Aluminium gefertigt. Nur Bodenblech und Dachsäulen bestehen noch aus Stahlblech. Hintere und seitliche Scheiben sind aus leichtem Plexiglas hergestellt. Auch der 1,6-Liter-Motor wird stark überarbeitet. Der Block besteht ohnehin aus Aluminium. Ölwanne, Motorstirnwanddeckel, Ventildeckel, Getriebeglocke und hinterer Getriebedeckel werden nun aus der Magnesium-Legierung Elektron gegossen. Bestückt mit Doppelzündung und zwei 45er Weber-Doppelvergasern leistet der berühmte „Doppel-Nocker“ beeindruckende 115 PS. Das GTA getaufte Fahrzeug bringt schließlich nur noch 745 Kilogramm auf die Waage, über 200 Kilogramm weniger als ein konventioneller Sprint GT. Das ‚A‘ in der Typenbezeichnung steht für ‚alleggerita‘ – italienisch für ‚erleichtert‘. Optisch ist der GTA durch die zusätzlichen Lufteinlässe in der Front, die Türgriffe in Form leichter Aluminiumschlaufen, Magnesium-Felgen von Campagnolo, die offensichtlichen Nieten der Karosseriebefestigung, Sportlenkrad und durch Aufkleber mit dem Glücksbringer Quadrifoglio Verde (vierblättriges Kleeblatt) zu erkennen. Alfa Romeo präsentiert auf dem 1965er Autosalon in Amsterdam das Serienmodell, mit vollem Namen Giulia Sprint 1600 GTA. Zur Wahl stehen nur zwei Karosseriefarben: rot und weiß.
Alfa Romeo GTA: Seriensieger im Motorsport
Für den Einsatz im Motorsport modifiziert Autodelta den Alfa Romeo GTA noch weiter. Die Rennversionen weisen 90-Liter-Tank, Ölkühler, Überrollbügel, Sperrdifferenzial von ZF, Stabilisator auch an der Hinterachse sowie einen länger übersetzten fünften Gang auf. Auf Wunsch sind weitere Tuningteile wie beispielsweise spezielle Vorderradaufhängungen, die in ihrer Führung modifizierte Gleitstein-Hinterachse oder unterschiedliche Getriebe- und Achsübersetzungen verfügbar. Außerdem fällt die Innenausstattung noch spartanischer aus - die Armaturentafel besteht bei manchen Exemplaren aus einer Art Pappe, die mit Dekorfolie beklebt ist. Die Motorleistung steigt durch die Verwendung anderer Kolben, eines Stahl-Fächerkrümmers mit größerem Querschnitt, schärferer Nockenwellen und eines Staudruckkastens über den Ansaugtrichtern auf rund 170 PS. Der seitlich unter der Fahrertür austretende Rennauspuff sorgt für einen unvergleichlichen Sound. Der Alfa Romeo GTA ist in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre bei Tourenwagenrennen das dominierende Fahrzeug in der 1,6-Liter-Klasse. Werksfahrer Andrea de Adamich (Italien) wird 1966 und 1967 Europameister in dieser Kategorie, 1969 wird Spartaco Dini (Italien) Champion. Alfa Romeo gewinnt in diesen Jahren auch den Markentitel. Einer der bekanntesten GTA-Piloten war der spätere Formel-1-Weltmeister Jochen Rindt. Außerdem feiert der Alfa Romeo GTA unzählige Siege bei nationalen Meisterschaften, Bergrennen und sogar Rallyes. In Deutschland kostet der der nur etwa 500 Mal gebaute Alfa Romeo Giulia Sprint 1600 GTA im Jahr 1965 rund 21.500 Mark und zählt damit zu den teuersten Serienfahrzeugen. 1968 reicht Alfa Romeo außerdem eine 1300er-Version nach, von der ebenfalls nur rund 500 Stück gefertigt werden. Heute gehören die GTA-Versionen der Alfa Romeo Giulia Sprint zu den gesuchten Oldtimer-Raritäten, für die deutlich über 100.000 Euro gezahlt werden. Rennautos mit belegter Historie sind häufig das Dreifache wert.
* veröffentlicht in „Motor Klassik“ Nr. 4/2025